Wednesday, 01.04.2009
20:00h
Ästhesen — zeitgenössische Kunst denken:
#2 "Die Kunst ist jederzeit der absolute Souverän"
Nach Bataille ist die Kunst absolut souverän. Die Kunst ist jederzeit der einzige, absolute Souverän. Herrscher; egal ob Monarchen, Diktatoren oder Systeme, welche sich einer Ideologie bedienen (Kapitalismus, Kommunismus, Kirchen oder Glaubensrichtungen, weitere globale Systeme mitgedacht), erreichen nie die absolute Souveränität der Kunst. Genau da, wo das Denken jeweils ansetzt, ist die Kunst bereits vorhanden. Nicht nur im Wissen sondern auch im Unwissen. Somit auch im nie Gewussten, ähnlich des Zwischenstatus der Un-Toten. Das Werk wird somit zum stetigen Verweis auf diese absolute Macht, es handelt sich dabei immer um ein heterotopisches Gefüge, welches eine absolute, nicht zu verstehende Ideologie formuliert. Ein Verweis auf eine Utopie von der zeitlich gefasste Ideologien nur Teil sein können. Die Kunst entzieht sich der jeweiligen zeitgenössischen Ideologie, obwohl sie diese immer auch mitbekräftigt, wenn nicht sogar selbst formuliert. Als kurzes Beispiel der Begriff Contemporary; Kunst ist per se zeitgenössisch, weil sie eine absolute Unzeitlichkeit sich ihr zueigen macht, welches es ihr erlaubt in einer Zeitlichkeit willkürlich in Erscheinung zu treten. Dennoch oder genau deshalb ist sie die einzige Konstante an der überhaupt eine Geschichtlichkeit festgemacht werden kann. Somit bestimmt sie fortwährend die Ästhetik der zeitlichen Ideologien. Kunst ist der absolute Diktator, denn nur sie hat letztendlich die Macht einer Zeit Ihr Antlitz zu verleihen und somit das Spektakel einer Gegenwart zu formulieren.

Ästhesen Vol. 2
"Ästhesen" beabsichtigt künstlerische Praktikerinnen und ästhetische Theoretikerinnen im Rahmen eines öffentlichen Anlasses miteinander kurzzuschliessen und damit eine Schnittstelle für eine gemeinsame theoretische Reflexion jenseits von Feuilleton oder Akademie zu eröffnen. Die Form orientiert sich primär am Dialog, inhaltlich soll es um aktuelle ästhetische Problemstellungen gehen. Ziel ist es, dass sich ein reflexives und vermittelndes Gespräch mit Bezug zur zeitgenössischen Kunst entfalten kann, an dem die verschiedenen Protagonistinnen des Kunstsystems gleichermassen teilnehmen und von einander profitieren, indem sie nicht nur über einander, sondern auch miteinander reden.
Die Diskussion wird jeweils mit einer Eingangsthese initiiert, die von einer eingeladenen Person vorgestellt wird. Im Anschluss werden Fragen, Beobachtungen und Phänomene gemeinsam diskutiert werden. Die vorgestellte These soll auf einer pointierten Fragestellung basieren oder einem scheinbaren Widerspruch im Kunstsystem, der ein Mindestmass an theoretischem Problembewusstsein und Hintergrundwissen voraussetzen kann, zugleich aber losgelöst von systematischen Theorien bzw. ohne deren fundierte Kenntnis erörtert werden kann.